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Romina weiss Rat

Dieser eine Punkt, der dich zu einem guten Götti macht

Mit dem Patenamt tun sich viele schwer. Welche Pflichten geht man als Götti ein – moralisch und rechtlich? Familienexpertin Romina Brunner weiss aus eigener Erfahrung, worauf es wirklich ankommt.

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Patenonkel
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Romina Brunner, SI Online Familien Bloggerin, bei sich zu Hause in Birchwil ZH, am 09.11.2018, Foto Lucian Hunziker
Romina Brunner

Mein Freund hat mich gefragt, ob ich Patenonkel von seinem Kind werden möchte. Aus dem Bauch heraus würde ich «Ja» sagen. Doch was bedeutet das eigentlich konkret? Gehe ich rechtliche Verpflichtungen ein? Und welche moralischen? – Felix 32

Lieber Felix

Es gibt leider kein offizielles Pflichte-Buch, das du dir per Mausklick vom Zivilstandsamt nach Hause liefern lassen kannst. Du alleine entscheidest, was für ein Götti du sein willst.

Möchtest du dein Patenkind einmal pro Monat besuchen? Mit ihm Ausflüge in den Zoo, ins Kino oder ins Alpamare machen? Fixe Götti-Tage einberufen oder einfach an Weihnachten und am Geburtstag des Kindes Geschenke schicken? Wobei auch das Schenken sehr individuell ist. Setzt du dir da ein Durchschnitts-Budget von 50 Franken pro Ereignis? Oder darf das Kind das Präsent selber aussuchen? Richtest du zusätzlich ein Götti-Konto ein und überweist an Weihnachten jeweils 100 Franken extra? Du siehst, der Spielraum ist gross, die Ansprüche individuell. 

Aus moralischer Sicht ist es unabdingbar, dass du an Weihnachten und ganz besonders an den Geburtstagen für deinen Schützling da bist. Falls du verhindert bist, solltest du das Kind zumindest anrufen. Es macht Kinder sehr traurig, wenn der Götti den Geburtstag vergisst!

Fragt Romina!

Habt ihr auch ein Thema, das euch beschäftigt? Dann schreibt ein Mail an romina@schweizer-illustrierte.ch

Eine Patenschaft bedingt die Kommunikation mit den Eltern

Ganz wichtig finde ich, dass du dich vor einer Zusage mit den Eltern über solche Punkte austauschst. Sie werden eine Vorstellung davon haben, was für einen Götti sie sich für ihr Kind wünschen. Diese Erwartungen sollten offen kommuniziert werden. So vermeidest du später unnötige Konflikte. Denn nicht alle Familien haben dieselben Ansprüche an den Paten ihrer Kinder.

Die Einen sehen das ganz locker und sind total offen. Anderen aber ist es wichtig, dass sich der Götti intensiv um das Kind kümmert und haben da ihre eigenen Pflichtenbücher. Sie möchten, dass der Pate das Kind in den Schulferien eine Woche zu sich nimmt, mit ihm mehrmals pro Jahr ins Kino geht und auch sonst ab und an anruft und sich nach dem Kleinen erkundigt. Andere Eltern haben bei der Patenwahl einen Schritt weiter gedacht. Sie möchten, dass der Götti oder die Gotte den Nachwuchs im Todesfall aufnimmt, so wie es die Kirche einst vorgesehen hat.

Viele Patenschaften funktionieren nicht

Gerade weil die Vorstellungen sehr unterschiedlich sind, finde ich das Vorgespräch entscheidend. Ansonsten kann es schnell zu Verstimmungen kommen. Im schlimmsten Fall bricht die Patenschaft auseinander. Und die Leittragenden sind dann die Kinder. Denn auffällig viele Familien haben einen Chnorz mit dem Paten. (Siehe auch den Artikel: «Unser Götti will nicht mehr»). Die Gründe dafür sind vielfältig: In der einen Familie ist es der Götti, der nur noch Nötli schickt. Bei anderen das Gotti, mit dem sich die Mama nicht mehr versteht. Oder das andere Gotti, das nie einen Draht zum Kind fand, sich aber bestens mit dem Geschwisterchen versteht. 

Für die Beziehung zum Kind gibt es keine Garantie

Trotz Kommunikation – alles kannst du nicht steuern. Es gibt schlicht keine Garantie, dass du zu dem Kind eine intensive Beziehung aufbauen kannst. Gut möglich, dass die Chemie zwischen euch nicht stimmt. 

Sobald du selbst Vater bist, wird sich nochmals Einiges ändern. Erst recht, wenn der Altersunterschied der Kinder sehr gross ist. Denn Schulkinder haben oft keine Lust auf Babies, die ihre Legotürme und Sandburgen zerstören. Gerade berufstätige Väter wollen ihre Freizeit gerne mit der eigenen Familie verbringen und haben sicher weniger Zeit für das Patenkind.

Lieber Felix, ich glaube das Wichtigste ist, dass das Kind merkt, dass du es lieb hast. Dann spielt es auch keine Rolle, ob du es 20 oder nur zwei Mal pro Jahr siehst. Ich habe meinen Götti auch nicht so oft gesehen, doch jedes Mal habe ich mich auf seinen Besuch gefreut. Und ich hätte mir im Leben keinen besseren Götti vorstellen können. Weisst du warum? Weil ich gespürt habe, dass er gerne mein Götti ist. Egal wie oft wir uns gesehen haben.

Herzlich, Romina

Unsere Expertin für Familienfragen

Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.

Von Romina Brunner am 27. November 2019 - 17:12 Uhr