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Bleibt mal locker

Warum Eltern öfters mal ja statt nein sagen sollten

Sie lieben alles, was dreckig macht oder süss ist, hassen zu viele Klamotten am Körper, bauen am liebsten dort, wo ihre Werke am meisten im Weg sind – und kassieren darum tagein, tagaus sehr viele «Neins». Das kann für Kinder ganz schön frustrierend sein. Sollten wir Eltern öfter mal «ja» sagen, wenn uns ein «Nein» lieber wäre? Ja, findet eine amerikanische Pädagogin – und erklärt, warum.

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Mädchen hat Spass im Matsch

«Jaaaaaa!» scheint das glückliche Mädchen zu brüllen – «Neiiiin», denkt sich vielleicht der Papa oder die Mama, die jetzt schon ans Waschen der Kleidung denken. Doch ist es die diebische Freude nicht allemal wert?

Getty Images

Mit den Rutschautos die Rampe hinunterdonnern? Keine gute Idee, der Zielraum ist eine Betonmauer. Schnecken als Haustiere im Zimmer halten? Fällt durch. Die Regenwasser-Sand-Grassuppe verspeisen? Nein! Oft ist im Alltag mit kleinen und auch etwas grösseren Kindern ein «Nein» unumgänglich – und plausibel erklärbar.

Aber zum Beispiel am ersten warmen Frühlingstag das Mittagessen nach draussen zu verlegen ist eigentlich eine schöne Idee. Braucht aber gleich ein paar Minuten mehr – und die zählen im vollgepackten Familienalltag manchmal doppelt. Dann sagt man als Papa oder Mama schnell mal nein zu Vorschlägen der Kinder, denen man eigentlich auch zustimmen könnte. Und genau hier hakt die amerikanische Pädagogin und dreifache Mutter Susie Allison ein.

Wie so oft in Erziehungsfragen hilft es, sich in die Situation des Kindes zu versetzen. «Sagt jemand den ganzen Tag nein zu all unseren Plänen, Ideen, Wünschen, kann das dazu führen, dass wir uns und unsere Entscheidungsfähigkeit hinterfragen», schreibt Susie Allison in ihrem Blog busytoddler auf Instagram. Und so ergehe es auch Kindern.

Bevor wir also das nächste Mal sofort nein sagen zu einer ihrer Ideen, halten wir lieber kurz inne und überlegen: «Kann das Unterfangen zu einem Problem führen, ist es gefährlich? Oder sage ich einfach automatisch nein, weil es für mich einfacher wäre und es grad nicht so gut in meinen Plan passt?»

Falls das erste zutrifft, empfiehlt Allison: «Erklärt es dem Kind – und weiter gehts.» Falls aber das zweite zutreffe: «Sagt ja!» Denn immer wieder nein zu hören sei hart. Ab und zu mal ein «Ja» hingegen wirke sich längerfristig positiv aus. «Es ist gut für das Selbstwertgefühl des Kindes, für seine Entscheidungsfähigkeit, es fühlt sich ernst genommen.» Und noch etwas.

Weniger Nein, mehr Spass 

Natürlich hebt es auch die Stimmung. Beim Kind und bei den Eltern. Denn wir wissen ja, wie gut es tut, miteinander zu lachen. Und was für lustige Ideen die Kleinen machmal haben. Eine Mutter erzählt zum Beispiel in den Kommentaren zu Allisons Beitrag auf Instagram, ihre Kinder hätten sie neulich gebeten, ein Dinosaurierkostüm anzuziehen. «Ich hatte keinen Grund, nein zu sagen. Da war ich also und spülte den Abwasch, während ich als Raptor verkleidet war. Hin und wieder rannten sie hoch, ich brüllte, und sie liefen lachend davon.»

Oder wie schnell rufen wir im Alltag, wenn wir die Kleinen grad frisch angezogen haben: «Nicht in den Matsch!» Und verpassen dann ihre unbändige Freude, wenn sie wie wild durch den Dreck stampfen. Oder drängen ihnen beim Shoppen die hübsche neutrale Jacke auf, wenn sie doch viel lieber die mit dem – aus Erwachsenensicht – doofen Aufdruck hätten. Bestimmen selbst, wohin wir den Spaziergang machen, anstatt die Kleinen entscheiden zu lassen. 

Keine Ja-Tage, aber mehr Ja-Momente  

Es muss nicht gleich ein Yes-Day sein, so wie es Hollywood-Star Jennifer Garner (50) sowohl im gleichnamigen Film als auch privat mit ihren Kindern macht. Aber wenn euer Kind das nächste Mal eine Idee oder eine Bitte oder eine Frage hat: «Haltet kurz inne und denkt darüber nach», empfiehlt Susie Allison. «Es könnte immer noch ein Nein sein. Aber wenn es ein Ja sein könnte – macht es.»

Von am 21. April 2023 - 17:25 Uhr