1. Home
  2. Family
  3. Alltag
  4. Kindernotfall: So reagiert ihr richtig auf die häufigsten Unfälle

Wissen, was zu tun ist

So reagiert ihr richtig auf Unfälle mit Kindern

Ein Sturz vom Wickeltisch, ein Schluck aus der Shampooflasche oder das Händchen in der Schublade - dank Erste-Hilfe-Kurs wissen Eltern, wie sie richtig reagieren können. Wir stellen einer Expertin die wichtigsten Fragen zum Kurs. Zusätzlich haben wir für euch die häufigsten Kinderunfälle sowie erste Notfall-Massnahmen zusammengefasst.

Artikel teilen

kindernotfall

Unfälle passieren schnell. Gut ist, wenn die Eltern wissen, wann es mehr braucht als ein Pflaster.

Getty Images

Bei Unfällen zu Hause verletzten sich in der Schweiz jedes Jahr 150'000 Kinder. 14 von ihnen sterben an den Folgen des Unfalls. Wenn Eltern wissen, wie sie im Erste Hilfe leisten können, ist schon viel erreicht - denn sie sind im Notfall oft als Erste zur Stelle.

Wir haben beim Samariterbund, einem Anbieter von Notfallkursen für Eltern, nachgefragt, wie diese Kurse ablaufen und wann sich eine Teilnahme lohnt.

«Vergiftungen gehören zu den gefährlichsten Kinderunfällen»

Carmen Segessenmann, warum bietet der Schweizerische Samariterbund spezielle Kurse für Erste Hilfe bei Babys und Kindern an?
Man kann das Wissen aus dem Nothelferkurs nicht eins zu eins auf Kinder übertragen. Der wichtigste Unterschied: Babys und Kleinkinder können noch nicht kommunizieren, wir müssen also mit allen Sinnen arbeiten. Auch die Wiederbelebung kann man nicht eins zu eins anwenden, wie man sie im Nothelferkurs für Erwachsene gelernt hat. Zudem gehen wir auf kinderspezifische Erkrankungen wie Pseudokrupp ein, die Erwachsene nicht betreffen.

Welches sind die häufigsten Unfälle bei Kindern?
Stürze, Verbrennungen und Vergiftungen kommen oft vor. Sobald sich ein Baby drehen kann, darf man es zum Beispiel auf keinen Fall unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch lassen. Danach folgen die ersten Schritte, das Velofahren … Der Alltag von Kindern ist generell eher gefährlich. Das heisst aber nicht, dass wir das Kind immer in Watte packen müssen.

Sind Eltern denn generell ängstlicher?
Ja, aus meiner Erfahrung als Kursleiterin empfinde ich das schon so. Der Anspruch auf Perfektion ist gestiegen, es muss immer alles klappen und funktionieren. Dazu kommt die Informationsflut: Im Internet sind alle Infos frei zugänglich. Viele davon stimmen nicht und verwirren Eltern eher, als dass sie ihnen Sicherheit vermitteln.

Soll man Kinder auch mal die Finger verbrennen lassen?
Früher oder später werden sie diese Erfahrung sicher machen. Im Kurs besprechen wir Gefahrenzonen, etwa Herdplatten und Schranktüren. Da müssen wir Kindern immer wieder erklären, dass sie sich wehtun können. Manchmal gehört halt auch ein eingeklemmter Finger in der Schublade dazu.

Welche Unfälle sind gefährlicher?
Zum Beispiel Vergiftungen. Die können im Haushalt, mit Duschmittel, Hustensaft, Medikamenten, oder auch draussen, etwa mit Beeren, passieren. In diesen Fällen wenden sich Eltern am besten an Tox Info Suisse und im Notfall umgehend an den Rettungsdienst 144. Doch auch Stürze können böse enden. Da sollte man immer auf den Allgemeinzustand des Kindes achten. Trinkt und isst es? Ist es schläfrig, oder erbricht es sogar? Wenn man zweifelt, sollte man einen Arzt anrufen.

Was muss man bezüglich Erster Hilfe unbedingt wissen?
Es ist wichtig, dass man sich die Kenntnisse wirklich aneignet, das bringt Sicherheit. Zudem sollte man sein Wissen regelmässig in Kursen auffrischen. Und was ich allen Eltern immer wieder sage: Vertraut auch auf euer Bauchgefühl!

Für wen ist der Kurs gedacht?
Für Eltern, Grosseltern und alle, welche Kinder in ihrer Obhut haben. Auf der Website des Schweizerischen Samariterbunds findet man alle Infos.

Carmen Segessenmann, Fachspezialistin Bildung, Schweizerischer Samariterbund, Olten.

Notfall mit Kind: Erste Hilfe und wichtige Telefonnummern

Bei einem Sturz: Allgemeinzustand des Kindes beobachten. Bei Auffälligkeiten (etwa Erbrechen oder Schläfrigkeit) den Arzt kontaktieren.

Bei Vergiftungen: Am besten wendet man sich an Tox Info Suisse (Tel. 145) oder an den Rettungsdienst 144.
Bei Wunden: Bei grösseren Wunden unbedingt den Starrkrampf-Impfstatus kontrollieren und eventuell auffrischen lassen.

Bei Verbrennungen: Wunde sofort mit fliessendem Wasser (nicht zu kalt!) für etwa 10 Minuten kühlen. Kleinere Wunden danach an der Luft heilen lassen.

Bei Wasser: Vorsicht! Schon eine grössere Pfütze von 10 Zentimetern Tiefe reicht, damit ein Kleinkind ertrinken kann.

Bei Insektenstichen: Im Halsbereich können sie gefährlich werden. Bei einer Schwellung sofort den Rettungsdienst alarmieren.

 

Von Lisa Merz am 11. Juni 2019 - 17:50 Uhr, aktualisiert 31. August 2020 - 17:00 Uhr